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Westfalia Bigband tourt mit „That’s Life“

Wenn Lebenslust auf eine Menge Optimismus trifft

Verl (matt). „That’s Life“: So heißt das neue Tour-Programm der Westfalia Bigband (WBB). In zwei Wochen feiern die Musiker Premiere in Travemünde. In der Ölbachstadt ging es kürzlich bei den letzten Proben für das Verler Showorchester unter Leitung von Hans-Josef Piepenbrock vor allem um Feinschliff. 08/15 kommt für Bandleader Hans-Josef Piepenbrock nicht in die Tüte.


Es wird ernst – auch wenn die fröhlichen Gesichter der Westfalia Bigband sich davon nichts anmerken lassen. Die Musiker haben jüngst ihre letzten Proben vor der großen Tournee in Verl absolviert. (Foto: Tschackert)

Das gilt auch für das neue Programm der WBB. Zum Titel sagt der Bandleader und Gründer: „Im Mittelpunkt stehen Lieder, die das Leben schreibt.“ Vor allem strahlt das Programm Lebensfreude und Optimismus aus, so der Eindruck bei den Proben. „Das ist das, was wir momentan gut gebrauchen können“, betont Piepenbrock. Bevor die musikalische Leichtigkeit des Lebens für das Publikum erlebbar wird, muss selbst bei einer solchen Profi-Truppe der Probenschweiß fließen. Hans-Josef Piepenbrock hatte seinen Musikern die Arrangements von 15 neuen Stücken vor Monaten geschickt.

In der ersten Vorbereitungsphase muss jeder Musiker das Programm selbst einüben. Jedes Stück, jede Stimme schneidert der Verler seinem Orchester auf den Leib. Nichts kommt von der Stange. Jetzt trafen sich 30 Musiker des insgesamt 45 Instrumentalisten umfassenden Pools in Verl zur den abschließenden Proben. Erst in den einzelnen Registern, dann gemeinsam. „Zusammenspiel ist außer Intonation und Phrasierung einer der Schwerpunkte in den Registerproben“, erzählt Sebastian Stuckmann. Er ist nicht nur Posaunist, sondern kümmert sich auch um das Management der Westfalia Bigband. Vieles stehe in den Noten, aber eben nicht alles, führt der 34-Jährige aus. „Man kann sich zwar denken, was und wie Hans-Josef sich bestimmte Elemente vorstellt. Die Zusammenführung ist ein wesentlicher Teil der Proben.“ Eben der Feinschliff.

Probentage wie jetzt im Verler Gymnasium sind für die Bigband besonders wertvoll, weil sie selten sind. Darin unterscheidet sich eine Band, die aus professionellen- und semiprofessionellen Musikern besteht, von Freizeit-Orchestern. Diesen Mix aus hochtalentierten Amateuren, erfahrenen Berufsmusikern und Newcomern bekommt Piepenbrock seit 43 Jahren hin. Die Stunden, in denen die Band zusammen ist, sind minutiös durchgetaktet. Fünf Musiker kommen aus Verl. Der Rest reist aus Wuppertal, Hamburg oder Berlin an.

„Ehrlich und handgemacht“

Verl (matt). Weil Zeit am Probentag kostbar ist, wird Piepenbrock langsam nervös, der Ton verbindlicher. Zwei Stunden dauert nämlich der finale Durchlauf, der gleichzeitig Generalprobe ist – und man hängt bereits eine halbe Stunde in der Zeit. Das Fotoshooting für die Plakate und Werbung hat sich zu sehr hingezogen. „Konzentration bitte, es muss jetzt alles passen“, mahnt der Bandleader, der immer Ausschau nach Talenten und Innovationen hält.

Die Westfalia Bigband legt mit ihrem unnachahmlichen, kräftigen und satten Sound im Medienforum des Gymnasiums los. Erst das Opening, gefolgt von Robbie Williams’ „Let me entertain you“. Swing-Klassiker von Glenn Miller bis Frank Sinatra fehlen im Programm genauso wenig wie Hits von Pop-Titanen wie Elton John und Billy Joel. Auch aktuelle Lieder sind im Programm.

Für Letzteres wurden für die die Premiere am 2. April in Travemünde „Oscar und Mino“ engagiert. Die Hamburger, die es 2021 ins Finale der Casting-Show „The Voice Kids“ geschafft haben, präsentieren dann drei Lieder, darunter „Qué Me Van Hablar De Amor“.

Gesungen wird live – selbstverständlich. Das Einzige, was bei der Westfalia Bigband aus der Konserve kommt, ist die Pyrotechnik. Etwas anderes würde für Piepenbrock gar nicht infrage kommen. Denn dafür steht die WBB: ehrliche, handgemachte Musik, die gute Laune verbreitet.


Die Verler Truppe bei der Westfalia Bigband: (v. l.) Sebastian Stuckmann, Frank Böttcher, Bandleader Hans-Josef Piepenbrock, Fabian Rademacher, Lily Menke und Markus Pape. (Foto: Tschackert)

Hintergrund

1980 hat Hans-Josef Piepenbrock die Westfalia Bigband gegründet. Mehr als 1100 Mal stand er mit ihr auf der Bühne. Bei den WDR-Karnevalssitzungen in Münster ist die Band seit Jahren gesetzt.

Die Zeiten für solche Orchester sind indes schwieriger geworden – erst recht während und kurz nach der Pandemie. „Viele Veranstalter haben das Risiko noch gescheut. Aber wir merken, dass sich das normalisiert“, so der Gründer des Orchesters.

Dass ausgerechnet das 40-jährige Bestehen in die Pandemie- Hochphase fiel, ist umso ärgerli- cher, weil auch in diesem Pro- gramm viel Detailarbeit steckte.

Auch wenn die Westfalia Bigband eine Profi-Kapelle ist, wird sie von viel Idealismus getragen. Pla- kate aufhängen, Verhandlungen führen, Klinkenputzen, Kontakt zu den Musikern halten, Partitu- ren schreiben, Auftritte und Tour- neen planen: All das erledigt vor allem Hans-Josef Piepenbrock.

Dennoch gibt es ein ganzes Team hinter der Bigband. Phillip Menke, Christoph Braun, Leon Nolte, Thomas Tewes und seit kurzem Bastian Frickenstein kümmern sich bei Auftritten um die Technik. Wirkliche Heimspie- le gibt es für die Westfalia Big- band mangels Auftrittsmöglich- keiten in Verl nicht. Deswegen weicht das Orchester regelmäßig in Nachbarstädte aus.

Am 28. und 29.Oktober tritt die Westfalia Bigband zum Beispiel in der Stadthalle in Rheda-Wiedenbrück auf. 350 Karten sind für die Konzerte bereits verkauft. „Das ist dafür, dass wir erst in sechs Monaten auftreten, richtig gut“, findet Hans-Josef Piepenbrock. (matt)

(Westfalian-Blatt, 18.03.2023)